Digitalkamera

1975–

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begemot_dn, Digitalkamera, ccsearch

Während bei analogen Kameras lichtsensible Träger wie Metallplatten, Glas und Papier und später Rollfilme aus Zellulose eingelegt werden, funktioniert die Digitalkamera über einen digitalen Speicher. Mithilfe eines elektronischen Bildsensors wird das durch das Objektiv einfallende Lichtbild digitalisiert. Der Bildsensor ist ein kleiner Chip, der das einfallende Licht registriert und in eine speicherbare, gerasterte Bilddatei umwandelt. Die einzelnen Farbelemente, die sich aus den Grundfarben Rot, Grün und Blau zusammensetzen und im Raster ein Gesamtbild ergeben, nennt man auch Pixel. Ein grosser Vorteil besteht an den heute üblich verbauten Displays, die einem das aufgenommene Foto unmittelbar anzeigen, während man bei der Analogkamera – ausser bei der Sofortbildkamera – erst nach der Entwicklung sagen kann, ob es gelungen ist. Aufgrund des begrenzten Informationsspeichers der elektronischen Pixel ist das Farbspektrum digitaler Aufnahmen jedoch kleiner.
Das erste digitale Bild entstand durch einen 1957 vom Ingenieuren Russell A. Kirsch (*1929) entwickelten Scanners für die US-Testbehörde National Bureau of Standards (NBS). Es war ein Foto seines neugeborenen Sohns, mit einer Grösse von 176 mal 176 Pixel. Sechs Jahre später entwickelte David Paul Gregg (1923–2001) die sogenannte Videodisk-Kamera. Diese konnte die Aufnahmen jedoch nur für wenige Minuten auf einer Video-Bildplatte speichern. 1969 entwickelten die Physiker Willard Boyle (1924–2011) und George Smith (*1930) der Bell Laboratories den sogenannten Charge-coupled device (CCD): ein kleiner lichtempfindlicher Chip, der noch heute als Bildsensor für Digitalkameras eingesetzt wird.
Auf beide Erfindungen baute der Kodak-Ingenieur Steven J. Sasson (*1950) auf und stellte 1975 die erste tragbare Digitalkamera vor. Sie bestand aus einer Linse einer Super-8-Filmkamera, einem tragbaren digitalen Kassettenrekorder und der von Boyle und Smith entwickelten CCD. Um die Aufnahme zu betrachten, musste man die Kassette in ein spezielles Wiedergabegerät mit eingebautem Bildspeicher eingelegen. Der Bildspeicher erzeugte ein Videosignal, das dann auf einem Fernsehgerät angezeigt werden konnte.
Sassons Erfindung wurde zur Grundlage aller nachfolgenden Digitalkameras. Den internationalen, kommerziellen Durchbruch konnte die Digitalkamera jedoch erst Anfang der 1990er-Jahre verzeichnen, als die kalifornische Firma Dycam 1991 das Model 1 auf der Computerfachmesse CeBIT vorstellte. Das Model 1 war nicht nur der lichtempfindliche CCD-Sensor, sondern auch ein Speichermodul eingebaut, sodass man Bilder endlich als Daten auf den Computer übertragen konnte.

Literatur

Willard S. Boyle und George E. Smith, Charge Coupled Semiconductor Deadapted Devices, in The Bell System Technical Journal 49 (1970), 587–593.