Gelatine-Trockenplatte

1871–1925

gelatin-dry-plate

Wilhelm Weimar, Blumengefäss (Japan), Glasnegativ (Gelatine Trockenplatte), 23,8 x 17,8 cm, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg

Das trockene Gelatineverfahren, auch Trockenplatte genannt, ist ein Glasnegativ, das Gelatine als Bindemittel für die Silbersalze verwendet. 1871 vom Fotografen und Arzt Richard Leach Maddox (1816–1902) erfunden, kam das Verfahren erst 1878 auf den Markt. Die Trockenplatte war beständiger, lagerungsfähiger und lichtempfindlicher als das bis dahin meist genutzte und komplizierte nasse Kollodiumverfahren. Eine Fotografie konnte in weniger als einer Sekunde und somit fast augenblicklich aufgenommen werden. Nachdem die Platten belichtet wurden, mussten sie nicht wie bei der Kollodium-Nassplatte sofort in einer (tragbaren) Dunkelkammer entwickelt werden, sondern man konnte die belichteten Negative wochen- und monatelang im Dunkeln stehenlassen. Auf Reisen zu fotografieren, wurde somit viel einfacher. Die Trockenplatte gilt daher als Vorgänger des Rollfilms.
Zur Herstellung von Trockenplatten wird Silbernitratlösung (Salz der Salpetersäure) einer erwärmten Gelatine- und Kaliumbromidlösung beigefügt, woraus die Emulsion entsteht. Gleich nach der Zubereitung wurde die Emulsion ‹gereift›, d. h. für Stunden oder Tage im Dunklen erhitzt. Dieses Vorgehen führte dazu, dass die Silbersalze in der Gelatine lichtempfindlicher wurden. Nachdem die Emulsion abkühlte, wurde die festgewordene Gelatine in Stränge, sogenannte ‹Nudeln›, zerschnitten, die dann mit kaltem Wasser gewaschen wurden, um die überschüssigen Chemikalien zu entfernen. Danach wurde die zweite Reifung vollzogen: Die Gelatine-Nudeln wurden zu einer Flüssigkeit verschmolzen, die auf eine glatt geputzte Glasplatte gleichmässig aufgetragen wurde. Nach der Belichtung in der Kamera wurde Entwicklerflüssigkeit auf die Platte gegossen, um das latente Bild auf dem Negativ sichtbar zu machen. Die Platte wurde dann mit Wasser gespült, fixiert und getrocknet.
In den 1890er-Jahren entstanden Fabriken, die die Trockenplatten und die Entwicklerflüssigkeit massenhaft herstellten. Im Jahr 1891 wurden aufgrund eines Beschlusses des internationalen Fotografie-Kongresses die verschieden grossen Platten vereinheitlicht und in Kartonschachteln eingepackt. Mit den fixfertigen Platten entfiel die lange Vorbereitungszeit. Fotograf_innen konzentrierten sich nun mehr auf das Belichten und Entwickeln der Platte.

Literatur

Hans Kleffe, Aus der Geschichte der Fototechnik (Leipzig: VEB Fotokinoverlag, 1988).