Stockfotografie

1892–

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Matthew Henry, Herbst – Fotografin beim Fotografieren

Ob für Artikel, Werbung, Newsletter oder auf Social Media: Tagtäglich sehen wir vorproduzierte Fotografien, die Firmen, Vereine, aber auch private Kund_innen auf Datenbanken wie Shutterstock oder Pixabay für die unterschiedlichsten Anlässe schnell und einfach herunterladen können. Daher auch der Name ‹Stockfotografie›, der aus dem Englischen ‹to have in stock›, zu Deutsch ‹auf Lager haben›, stammt. Darunter finden sich jedoch oftmals traditionelle oder sogar überholte Darstellungen von Räumen, Situationen, Personen und Verhaltensweisen.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es (Presse-)Bildagenturen, die sich dem Vertrieb von Bildmaterial widmeten. Als in den frühen 1900er-Jahren die Stereofotografie zurückging und viele Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten gerieten, kaufte die 1892 in Meadville, Pennsylvania, gegründete Keystone View Company (später Keystone Press) deren Bestände zum Weiterverkauf auf und wurde zwischen den Weltkriegen zu einer der bekanntesten transatlantischen Bildagenturen. Ein weiteres Beispiel einer frühen (Presse-)Bildagentur stellt die 1920 vom Fotografen H. Armstrong Roberts gegründete Firma RobertStock dar. Das Unternehmen handelte mit sogenannten ‹Outtakes›, d. h. Auftragsbildern, die keine Verwendung für Publikationen oder Firmen gefunden hatten, und verkaufte diese weiter. Weiterhin ist in diesem Zusammenhang auf die berühmte Agentur Magnum Photos, die 1947 von Fotograf_innen gegründet und betrieben wurde, zu verweisen. Diese stellte zwar zunächst auf Auftrag Reise- und Kriegsfotografien her, vertrieb diese aber parallel dazu gegen eine Lizenzgebühr weiter.
Mit dem Aufkommen des Internets und der zunehmenden Digitalisierung boomte die Stockfotografie Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre. 1989 rief der Microsoft-Gründer Bill Gates (*1955) die Bildagentur Corbis ins Leben, gefolgt 1995 von Mark Getty (*1960) und Jonathan Klein (*1960) mit Getty Images. Weiter revolutioniert wurde der Markt zudem durch den Erfolg der Digitalkameras und Smartphones in den 2000er-Jahren, die in Verbindung mit dem Internet nicht nur eine schnelle Verteilung (engl. sharing), sondern auch eine unerschöpfliche Menge an Bildern und den einfachen Zugang zum Arbeitsfeld für Amateur_innen ermöglichte.

Literatur

Estelle Blaschke, “Bilder als Kapital. Corbis, Getty Images und der digitale Bildermarkt”, in Fotogeschichte 36, Nr. 142 (2016), 49–54.

Matthias Christen und Anton Holzer, “Mythos Magnum. Die Geschichte einer legendären Fotoagentur”, in Fotogeschichte 36, Nr. 142 (2016), 21–40.

Theresia Enzensberger, “Symbolbilder. Über die Zeichen der Zeit”, in Monopol (Februar 2019), 16.

Mirco Melone, “Pressebildagenturen und -kreisläufe in der Schweiz”, in Juli. Kulturmagazin Aargau, Nr. 7 (2010), 40.

Mirco Melone, Zwischen Bilderlast und Bilderschatz. Pressefotografie und Bildarchive im Zeitalter der Digitalisierung (München: Wilhelm Fink 2018).

Michael Zwahlen, “Was ist Stockfotografie eigentlich?”, in stadtleben, Nr. 1 (2015), 18–43.

Michael Zwahlen, Stockfotografie. Mit Fotolia, Shutterstock & Co. Geld verdienen (Heidelberg: dpunkt Verlag, 2016).