Handy- / Smartphonekamera

1997–

mobile-phone

Devin Justesen, Das Fotografieren eines Gebäudes mit einem Smartphone

Kaum ein anderes Medium ist so stark in unserem Alltag verwurzelt wie die Smartphone-Fotografie. Mit ihrer Hilfe speichern wir Informationen, halten wichtige Momente unseres Lebens fest und lassen unsere sozialen Kontakte per Instant Messaging oder Social Media schnell und unkompliziert daran teilhaben. Aus heutiger Sicht daher kaum vorstellbar, dass es vor 30 Jahren nicht möglich war, mit dem Mobiltelefon Fotos aufzunehmen und diese zu versenden.
Den Beginn der Handykamera und des vernetzten Bildes kann man auf das Jahr 1997 ansetzen. Damals verschickte der französische Ingenieur Philippe Kahn (*1952) ein Foto seiner neugeborenen Tochter via E-Mail und Online-Netzwerk an 2’000 Personen gleichzeitig, indem er sein kameraloses Handy und seine Digitalkamera an seinen Computer anschloss, der mit einem Server verbunden war. 1999 kam dann das erste Mobiltelefon mit eingebauter Kamera des japanischen Herstellers Toshiba auf den Markt. Das sogenannte Toshiba Camesse lief über das Betriebssystem GEOS-SC und die Kamera hatte eine niedrige Auflösung, die nicht an die fotografische Qualität der damaligen Digitalkameras heranreichte. Verschiedene Hersteller nahmen sich dieser Problematik an und mit der Veröffentlichung des Sharp GX30 erschien 2004 erstmalig ein Handy mit einer 1-Megapixel-Kamera. Als Weiterentwicklung der SMS (Short Message Service) kam die MMS (Multimedia Messaging Service) Ende der 2000er-Jahre auf den Markt. MMS ermöglichte es, neben Textnachrichten mit 160 Zeichen, Bilder und sogar kurze Videos an einen oder mehrere Empfänger zu versenden. Einen wichtigen Einschnitt stellt in diesem Zusammenhang das Aufkommen des Smartphones mit der Veröffentlichung des ersten iPhones des Herstellers Apple 2007 dar. Es besass nicht nur eine Multi-Touch-Bedienoberfläche, sondern auch eine eingebaute 2-Megapixel-Digitalkamera. Durch das Hinzukommen von mobilen Apps der Social-Media-Plattformen und Instant-Messaging-Systemen wie WhatsApp (2009) wurden nicht nur SMS und MMS zunehmend verdrängt, sondern auch ein nie zuvor dagewesener Grad an Zirkulation der Fotografie erreicht. Durch die zunehmend verbesserte Qualität der Handykameras ist heute ein Rückgang der Digitalkameras zu verzeichnen. Die neuesten Smartphone-Modelle werden zudem mehr über ihre Kamerausstattung als alle anderen Funktionen vermarktet. Das iPhone 11 Pro und das Huawei Mate Pro 30 werben beispielsweise mit Drei-Kamera-Systemen, in denen unterem anderem Ultraweitwinkelobjektive verbaut sind.

Literatur

Lutz Hieber (Hg.), Wege zum Smartphone. Zur Kultur- und Technikgeschichte der Kommunikationsmedien, Ausst.-Kat. Historisches Museum Hannover (Hannover: Historisches Museum, 2017).

Jonas Larsen und Mette Sandbye (Hg.), Digital Snaps. The New Face of Photography (London: I.B. Tauris, 2014).