Fotografie und Soziale Medien

2004–

social-media

Social Media Apps auf einem Smartphone, Symbolbild

Mit dem Boom der Social-Media-Plattformen seit den 2000er-Jahren wurde ein neues Zeitalter des Fotografischen erreicht. Unser (mediale) Austausch funktioniert immer mehr über fotografische Inhalte, die gepostet, geteilt, neu verarbeitet werden und zirkulieren. Das vernetzte Bild wirft den Menschen in eine nie dagewesene Position: Wir sind Produzent_innen, Konsument_innen und Verteiler_innen gleichzeitig. Über ein und dasselbe Gerät, das Smartphone, können wir Bilder aufnehmen, bearbeiten, anschauen und (ver-)teilen. Vormals waren Themen wie Autor_innenschaft, Urheberrecht und technische Ausgereiftheit wichtig, doch heute sind es zunehmend Urheberrechtsfreiheit, Zugänglichkeit und Geschwindigkeit. Texte werden kürzer, Fotografien ersetzen ganze Gespräche und werden auf unseren Bildschirmen, verknüpft mit weiteren Elementen wie Ton, Text, Videos und weiteren Bildmedien, zu Mischformen.
Die gebräuchlichsten Online-Plattformen sind Facebook (seit 2004), Twitter (seit 2006), Instagram (seit 2010), Snapchat (seit 2011) und TikTok (seit 2016). Während Facebook zunächst für die Vernetzung mit Familie und Freund_innen angedacht war, kam dem fotografischen, zirkulierenden Bild darauf zunehmend eine grössere Bedeutung zu. Der Onlinedienst Twitter, der besonders unter Autor_innen und Journalist_innen beliebt ist, fordert aufgrund der dort auf 280 Zeichen beschränkten Beitragslänge dazu auf, kurze und knackige Texte, sogenannte Tweets (abgeleitet aus dem Englischen to tweet, im Deutschen ‹zwitschern›) zu teilen. Instagram hingegen ist auf Bildinhalte spezialisiert. Bei Snapchat wiederum können Fotos und andere Medien versendet werden, die nur für wenige Sekunden für Freund_innen sichtbar sind. Mit TikTok wiederum können kurze musikalische Videos gedreht und geteilt werden.
Fotografien und Videos im Kontext dieser Plattformen prägen unser Leben und unsere Gesellschaft entscheidend und nachhaltig mit: Sie haben ermöglicht, Familie und Freund_innen an unserem Alltag unabhängig von Ort und Zeit schnell, einfach und beinahe in Echtzeit teilhaben zu lassen – was noch vor 30 Jahren nur nachträglich über Fotoalben oder Diapräsentationen vergegenwärtigt werden konnte. Sie bieten zudem Raum für völlig neue Kommunikationsformen, was Phänomene wie Memes, Selfies oder GIFs verdeutlichen. Schliesslich sind die auf Social Media zirkulierenden fotografische Inhalte auch als Speicher- und Informationsträger zu begreifen, aus denen riesige Bildarchive heranwachsen und als Datensätze für Maschinelles Lernen herangezogen werden können. Die Bedeutung von Social Media haben mittlerweile auch zahlreiche Firmen, Parteien und Organisationen erkannt, die auf den sozialen Kanälen nicht nur Firmenprofile anlegen, sondern auch Werbung schalten und Zusammenarbeiten mit Profilbetreiber_innen mit grosser Reichweite, sogenannten Influencer_innen, eingehen.

Literatur

Joan Fontcuberta, «The Post-Photographic Condition», in Joan Fontcuberta (Hg.), The Post-Photographic Condition (Montréal; Berlin: Kerber, 2015), 10–15.

André Gunthert, L’image partagée. La photographie numérique (Paris: Textuel, 2015).

Daniel Rubinstein und Katrina Sluis, «A Life More Photographic. Mapping the Networked Image», in Photographies 1, Nr. 1 (März 2008), 9–28.

Sarah Straßmann, Expanded Pictures. Das Handlungsgefüge des fotografischen Bildes im Kontext von Internet und Social Media (unv. Dissertation: Bauhaus-Universität Weimar, 2018).