Ambrotypie

1850–1870

ambrotype

Unbekannt, Porträt einer unbekannten Frau und eines jungen Mannes, 1855–1870, Ambrotypie, 7,1 x 5,8 cm, Rijksmuseum, Amsterdam

Die Ambrotypie, auch Kollodium-Positiv genannt, ist ein Direktpositiv aus Glas, das mittels des nassen Kollodiums hergestellt wird. Das Verfahren wurde vom französischen Fotografen Louis Désiré Blanquart-Evrard (1802–1872) 1850 entdeckt und als kostengünstiges und rasch auszuführendes Gegenstück der Daguerreotypie, die damals besonders für Porträts beliebt war, auf den Markt gebracht. Auf den ersten Blick sind die beiden Verfahren kaum voneinander zu unterscheiden, da sie beide ein graustufiges Bild wiedergeben und in gleichen Etuis oder Rahmen eingesetzt sind.

The Metropolitan Museum of Art, New York

Unbekannt, Zwei Frauen in gestreiften Kleidern, eine stehend, die andere sitzend, 1850er–1860er-Jahre, Ambrotypie mit aufgetragener Farbe, 10,6 x 8 cm, Bequest of Herbert Mitchell, 2008, The Metropolitan Museum of Art, New York

The J. Paul Getty Museum, Los Angeles

Unbekannt, Porträt einer Frau mit zwei Kindern, 1860er-Jahre, Ambrotypie, 9,5 x 7 cm, 84.XT.1587.30, The J. Paul Getty Museum, Los Angeles. Digital image courtesy of the Getty’s Open Content Program

Die Ambrotypie funktioniert wie die Ferrotypie, die im Gegensatz dazu Metall als Bildträger nutzt und daher beständiger ist.
Zur Herstellung der Ambrotypie wurde die Glasplatte mit einer Lösung aus Kollodium, Bromid oder Jodid gleichmässig beschichtet. Die Platte wurde sogleich in ein Silbernitratbad eingetaucht, um sie lichtempfindlich zu machen. Daraufhin wurde sie in eine lichtdichte Kassette eingesetzt und in der Kamera kurz belichtet. Die Platte wurde gleich darauf mit einer Entwicklerlösung behandelt, sodass das latente Bild erschien. Das Silberbild wurde im Natriumsalzbad fixiert und schliesslich gewässert. Nach dem Trocknen wurde die Kollodiumschicht mit Firnis geschützt. Wenn man die Glasplatte vor eine Lichtquelle hielt, erschien das milchig graue Bild des Negativs. Dieses wurde nicht mittels Auskopierverfahren abgezogen, sondern auf einen dunklen Hintergrund gelegt, sodass es zum positiven Bild, also zur Ambrotypie, umgekehrt wurde. Dafür wurde ein Papier oder Stück Stoff mit schwarzer Lackfarbe oder dunkler Farbe bemalt. Einige Ambrotypien wurden direkt auf dunklem Glas, meistens in roter Farbe, hergestellt, weshalb das Hinterlegen auf dunklem Hintergrund entfiel. Auf Wunsch versahen Fotoassistent_innen die Porträts stellenweise oder vollständig mit Farbe.

Wikimedia Commons

Roi Boshi, Funktionsweise einer Ambrotypie: Das Negativ erscheint vor schwarzem Untergrund als Positiv, 2009, CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)