Farbfilm – Kodak

1935–2005

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Chalmers Butterfield, Shaftesbury Avenue vom Piccadilly Circus im West End von London, 1949, Kodachrome, CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.5)

«You press the button, we do the rest» («Sie drücken den Knopf, wir machen den Rest») – ein einfacher Werbeslogan, der die Eastman Kodak Company, besser bekannt als Kodak, weltweit berühmt machte. Der Hersteller von Kameraausrüstungen und Filmmaterial ging 1892 aus der Eastman Dry Plate Company hervor, die von dem Erfinder George Eastman (1854–1932) und dem Geschäftsmann Henry Alvah Strong (1838–1919) 1880 gegründet worden war. Die Firma stellte ab 1888 auch Rollfilme her. 1915 erfand John G. Capstaff (1879–1960) ein Zweifarben-Verfahren aus Blaugrün und Rotorange, das sich gut zur Wiedergabe von hellen (Haut)Tönen eignete. 1928 brachte Kodak dieses additive Farbfilmverfahren Kodacolor als 16-mm-Filmmaterial für Amateur_innen auf den Markt. Dabei handelt es sich um einen Schwarz-Weiss-Film, in den mittels eines Linsenrasterverfahrens tausende kleine Linsen in das Trägermaterial eingeprägt wurden. Der Film wurde anschliessend mit einem Dreifarbenfilter belichtet, sodass ein Farbbild auf der Leinwand entstand. Das Kodacolor-Verfahren konnte sich aufgrund des umständlichen technischen Verfahrens im Handel nicht durchsetzen und wurde schliesslich 1935 durch den Kodachrome-Farbfilm abgelöst.
Kodachrome war der erste kommerziell erfolgreiche Farbfilm, der von Leopold Godowsky Jr. (1900–1983) und Leopold Mannes (1899–1964) erfunden wurde. Dessen Entwicklung gründete auf dem subtraktiven Verfahren. Verglichen mit früheren Diaverfahren, die drei Film- oder Glasnegative mit grossformatigen Kameras gleichzeitig belichteten, war Kodachrome schneller, einfacher und beweglicher zu handhaben. Die fotografischen Abzüge zeichneten sich durch ihre hohe Schärfe, Feinkörnigkeit und naturgetreue Farbwiedergabe aus. Anders als das Konkurrenzverfahren Agfacolor Neu, verwendete Kodachrome während der Entwicklung winzige Öltröpfchen in der Emulsion, d. h. wasserunlösliche, ölgeschützte Farbkuppler, die eine chromogene, also Farbstoff bildende Verarbeitung ermöglichten. Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung der Fotografie stellte Kodak 2005 letztlich die Produktion des Kodachrome ein.

Literatur

Sylvie Pénichon, Twentieth Century Colour Photographs. The Complete Guide to Processes, Identification and Preservation (London: Thames and Hudson, 2013).

Pamela Roberts, «Dokumentationen in Farbe. 1940–1949», in Pamela Roberts, 100 Jahre Farbfotografie (Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung, 2007), 102–125.

Sally Stein, «Toward a Full-Color Turn in the Optics of Modern History», in Amercian Art 29, Nr. 1 (Frühling 2015), 15–21.

John Szarkowski (Hg.), William Eggleston’s Guide, 2. Aufl. (Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz, 2002 [1976]).

Henry Wilhelm, «The Modern Era of Color Photography Began in 1935 with the Introduction of Kodachrome Transparency Film», in Els Rijper (Hg.), Kodachrome: The American Invention of Our World. 1939–1959 (New York: Delano Greenidge Editions, 2002), 12–15.