Grossformatkamera

1839–

large-format

Benjamin J. Falk, Ein Schauspieler, der mit einer Grossformatkamera posiert, ca. 1885, Albumindruck,  14,8 × 10,3 cm, 84.XC.873.6039, The J. Paul Getty Museum, Los Angeles. Digital image courtesy of the Getty’s Open Content Program

Die Grossformatkamera, auch Planfilmkamera genannt, ist eine vollmechanische Kamera, deren Negative mindestens einen Umfang von 4 x 5 Zoll, d. h. 10,2 x 12,7 cm, umfassen. Seit 1839, also seit der Ankündigung der Fotografie, wird diese Kamera verwendet und ihre Bauform hat sich seither kaum geändert. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Papiernegativ sowie schwere Platten aus Metall oder Glas in die grosse, schwere Kamera eingesetzt. Im Jahr 1887 wurde schliesslich der Planfilm aus Zelluloid von Hannibal Goodwin (1822–1900) entwickelt. Im Gegensatz zu den aufgerollten, nebeneinandergereihten Negativfilmen, die für die Kleinbildkamera oder Mittelformatkamera bestimmt sind, besteht der Planfilm aus einzelnen Filmblättern, die in eine lichtdichte Kassette eingeführt werden. Auch die Sofortbildkamera verwendet den Planfilm.
Eine Grossformatkamera ist ein lichtdichter Kasten, der vorne ein Objektiv und hinten eine grosse Mattscheibe hat, auf der das Motiv kopfüber projiziert wird. Diese Umkehrung hat zum Vorteil, dass man die Formen und Linien des Sujets besser wahrnimmt. Um das Objektiv zu richten, d. h. zu fokussieren, befindet sich in der Mitte ein Balgen, d. h. eine Vorrichtung, die wie eine Ziehharmonika aus- und eingezogen werden kann.

The J. Paul Getty Museum, Los Angeles

Arnold Eagle, Mann stellt den Faltenbalg an einer Grossformatkamera ein, ca. 1940–1942, Silbergelatineabzug, 21,9 × 26,3 cm, 84.XB.204.43, The J. Paul Getty Museum, Los Angeles. Digital image courtesy of the Getty’s Open Content Program

Die Kamera wird nur von Hand bedient. Das bedeutet, dass die Einstellung des Objektivs und das Messen der Belichtungszeit jedes Mal von Hand betrieben werden müssen. Da in einer Filmkassette bis zu zwei Planfilmblätter enthalten sind, muss nach der Belichtung eine neue Filmkassette in die Kamera eingesetzt werden. Die Kassetten müssen jedoch zuvor in der Dunkelkammer mit dem Film geladen werden.
Auch wenn die Bedienung sehr zeitaufwändig ist, gibt die Grossformatkamera Detailfülle, Tonwertreichtum, hohe Auflösung, wenig Filmkorn wieder und korrigiert sogar Verzerrungen. Dieses Format bietet sich vor allem für Landschaft-, Produkt- und Kunstaufnahmen an. Heute wird die Grossformatkamera vor allem von Profi- oder anspruchsvollen Amateurfotograf_innen gebraucht.

Fotomuseum Winterthur

Grossformatkamera, Illustration von Samuel Jordi, 2019

Literatur

Monika Andrae und Chris Marquardt, Absolut analog (Heidelberg: dpunkt.verlag, 2015).

Brian Coe, Kodak. Die Kameras von 1888 bis heute (München: Callwey, 1990).

Anne H. Hoy, Enzyklopädie der Fotografie. Die Geschichte, die Technik, die Kunst, die Zukunft (Hamburg: National Geographic Deutschland, 2006).