Mittelformatkamera

1888–

medium-format

Eugene Ilchenko, Rolleiflex Originalkamera mit Carl Zeiss Jena Tessar f/3.8, CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Die Mittelformatkamera ist ein Fotoapparat, der in der Regel einen Rollfilm mit einer Höhe zwischen 4 und 10 cm verwendet. Die Mittelformatkamera hat einerseits den Vorteil, dass die Handhabung einfacher und schneller ist als die der Grossformatkamera, andererseits gibt sie eine höhere Bildqualität als die der Kleinbildkamera wieder.
Zeitgleich zu den ersten Experimenten mit dem Gelatinefilm im Jahr 1871, kam auch das Bedürfnis nach kleineren, handlicheren Kameras auf. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es nur grosse und schwere Kameras mit zerbrechlichen Glasplatten als Bildträger. Aufgrund der damals weit verbreiteten Kollodium-Nassplatte mussten Wanderfotograf_innen immer eine mobile Dunkelkammer mittragen. Erst im Jahr 1888 führte die Eastman Dry Plate Company (ab 1892 Eastman Kodak) die weltweit erste Mittelformatkamera, The Kodak Camera, ein, die vom Kameraentwickler Frank A. Brownell (1859–1939) gebaut wurde. Die Kamera bestand aus einem kleinen Holzgehäuse mit einem Rollfilm, der in der Fabrik hergestellt wurde und Platz für 100 Negative hatte. Die Bilder hatten eine runde Form mit einem Durchmesser von 6 cm. Die Mittelformatkameras von Kodak wurden bis in die 1960er-Jahre in verschiedenen Formen hergestellt.
Mittelformatkameras wurden besonders zwischen 1900 und den 1950er-Jahren benutzt, bis sie schliesslich von der Kleinbildkamera überholt wurden. Besonders beliebt war die ‹zweiäugige› Rolleiflex, die 1928 von der Braunschweiger Firma Franke & Heidecke hergestellt wurde. Diese Spiegelreflexkamera mit den zwei untereinander gesetzten Objektiven (Twin-Lens Reflex Camera) und aufklappbarem Sucher verwendete das meist genutzte Format 6 x 6 cm. Heute sind die analogen und digitalen Mittelformatkameras besonders bei begeisterten Amateur- und Profifotograf_innen sehr beliebt.

Fotomuseum Winterthur

Mittelformatkamera, Illustration von Samuel Jordi, 2019

Literatur

Monika Andrae und Chris Marquardt, Absolut analog (Heidelberg: dpunkt.verlag, 2015).

Brian Coe, Kodak. Die Kameras von 1888 bis heute (München: Callwey, 1990).

Anne H. Hoy, Enzyklopädie der Fotografie. Die Geschichte, die Technik, die Kunst, die Zukunft (Hamburg: National Geographic Deutschland, 2006).

Timm Starl, Knipser. Die Bildgeschichte der privaten Fotografie in Deutschland und in Österreich von 1880 bis 1980 (München: Münchner Stadtmuseum, 1995).