Spiegelreflexkamera

1861–

reflex-camera

Antonio Calossi, Rectaflex, die erste Pentaprismen-Spiegelreflexkamera für die Betrachtung auf Augenhöhe, CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Eine Spiegelreflexkamera ist eine analoge oder digitale Fotokamera, in der zwischen wechselbarem Objektiv und Bildebene ein aufklappbarer Spiegel eingebaut ist. Dieser Spiegel ermöglicht, dass man durch das Objektiv genau den Ausschnitt sehen kann, den man fotografieren möchte.
Die Spiegelreflexkamera wurde 1861 vom englischen Fotografen Thomas Sutton (1819–1875) auf der Grundlage der Camera obscura als Erfindung rechtlich geschützt. Doch Suttons Grossformatkamera, die nur seitenverkehrte Bilder wiedergab, hatte erst mit der Gelatine-Trockenplatte in den 1880er-Jahren Erfolg. Den Durchbruch schaffte 1898 die Grossformatkamera Graflex von der Folmer & Schwing Company, die auf Hüfthöhe bedient wurde, da der Sucher oben auf der Kamera lag. Die Fotograf_innen blickten von oben auf die Mattscheibe, wo das Sujet wiedergegeben wurde. Diese Bauform wurde Mitte des 20. Jahrhunderts besonders durch die zweiäugige Spiegelreflexkamera (twin-lens reflex camera, kurz TLR) Rolleiflex von der Firma Franke & Heidecke bekannt. Diese Mittelformatkamera hat zwei untereinanderstehenden Objektive. Durch das obere Objektiv wird das Licht auf einen grossen feststehenden Spiegel gelenkt, während durch das untere Objektiv der Film belichtet wird.
Durchgesetzt hat sich bis heute jedoch die einäugige 35mm-Spiegelreflexkamera (engl. single-lens reflex, kurz SLR). Als 1931 Kurt Staudinger (Lebenszeit unbekannt) ein Prisma, das sogenannte Dachkantpentaprisma, in die Spiegelreflexkamera einsetzte, konnte das Bild erstmals seitenrichtig gesehen und aufgenommen werden. Mit dem Prisma war es auch möglich, den Sucher hinter die Kamera zu platzieren, sodass der Fotoapparat auf Augenhöhe gehalten werden konnte. Das Dachkantpentaprisma wurde erstmals in die Kleinbildkamera Rectaflex aus Italien eingesetzt, die von 1948 bis 1958 hergestellt wurde. Bis heute wird das Prisma hinter dem Sucher und über dem Spiegel in der Kamera eingebaut.
Analoge und digitale Spiegelreflexkameras funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Das Licht trifft durch die Objektivlinse auf einen Spiegel, der zum Objektiv im 45 Grad Winkel steht. Dadurch wird das Licht in das Dachkantpentaprisma geleitet, sodass das Licht in den Sucher gelenkt wird. Auf diese Weise wird das Bild aufrecht und seitenrichtig zunächst als Vorschau im Sucher angezeigt. Drückt man auf den Auslöser, klappt der Spiegel hoch und die Blende öffnet sich, sodass das eindringende Licht auf den analogen Filmstreifen oder digitalen Sensor trifft und sich als Bild bzw. Information einschreibt.