Screenshot

1981–

screenshot

Roc Herms, Hacer Pantallazo, ein persönliches Screenshot-Tagebuch: Fotografie für ein Leben auf dem Bildschirm, 2014–heute

Der Screenshot ist ein bereits in der Software des jeweiligen Geräts angelegte Schnappschuss eines Bildschirms, der als Datei beziehungsweise Zwischenablage gespeichert oder direkt in Druck gegeben werden kann. Der Screenshot ist ein fotografisches Medium, da er wie bei der digitalen oder analogen Kamera durch einen Knopf- oder Tastendruck einen Moment einfriert.
Wie stark Screenshots unseren Alltag und dessen Organisation bestimmen, ist uns oft auf den ersten Blick gar nicht so bewusst. Ob als Merkhilfe von Rezeptzutaten für den Einkauf, der nächsten Bahnverbindung, eine Wegbeschreibung einer Reise ohne mobile Daten oder ein Schnappschuss des letzten Video-Telefonats, Screenshots sind heute ein nicht wegzudenkender Bestandteil unserer vernetzten Kultur. Sie lassen sich fast von jedem elektronischen Gerät – sei es dem Computer, dem Smartphone oder der Spielekonsole –aufnehmen und unmittelbar online teilen. Doch das war nicht immer so.
Obwohl es bereits in den 1960er-Jahren Bildschirmaufnahmen gab, wurden diese noch mit analogen Kameras vom Bildschirm abfotografiert. Als eine mit dem Computer direkt verbundene Funktion kam der Screenshot erst mit dem Tastaturmodel F von IBM aus dem Jahr 1981 auf den Markt. Drückte man die Taste im Betriebssystem MS-DOS, das von den 1980er-Jahren bis Mitte der 1990er-Jahre genutzt wurde, erstellte der angeschlossene Drucker automatisch eine Papierkopie des angezeigten Bildschirminhalts. Ursprünglich wurde er oft als Hilfestellung zur Lösung von Problemen mit oder als Anleitung für Computerprogramme eingesetzt. In der Gaming-Szene werden Screenshots seit den 1990er-Jahren gerne benutzt, um etwa Highscores festzuhalten und diese online mit anderen Gamer_innen zu teilen.
Wie das Bildschirmvideo, bietet der Screenshot eine einfache Möglichkeit, Urheberrechte zu umgehen. Online-Plattformen und Portale versuchen die Kontrolle über die Weiterverwendung ihrer Inhalte zurückzuerlangen, indem sie diese Funktion entweder völlig blockieren, eine unbrauchbare, schwarze Kopie erstellen (z.B. Netflix), oder den Urheber_innen den Eingriff automatisch mitteilen (z.B. Snapchat).

Literatur

Matthew Allen, «The Screenshot Aesthetic», in Michael Meredith und Hilary Sample (Hg.), MOS. Selected Works (Princeton, NJ: Princeton Architectural Press, 2016), 271–276.

Matthew Allen, «Representing Computer-Aided Design. Screenshots and the Interactive Computer circa 1960», in Perspectives on Science 24, Nr. 6 (November–Dezember 2016), 637–668.

Annet Dekker, Collecting and Conserving Net Art. Moving Beyond Conventional Methods (London: Routledge, 2018).

Christopher Moore, «Screenshots as Virtual Photography. Cybernetics, Remediation, and Affect», in Katherine Bode und Paul Longley Arthur (Hg.), Advancing Digital Humanities: Research, Methods, Theories, (Hampshire et al.: Palgrave Macmillan, 2014), 141–160.

Sandra Weber, Growing Up Online. Young People and Digital Technologies (Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2010).