Fotogrammetrie

1849–

photogrammetry

Fotogrammetrie, Illustration von Samuel Jordi, 2019

Als Fotogrammetrie bezeichnet man eine Gruppe von Messmethoden und Verfahren. Dabei wird eine Vielzahl verschiedener Fotografien zusammengefügt, um Informationen für Landkarten, Abmessungen oder 3D-Modelle von Objekten oder Gegenden zu erhalten.
Die Idee der Fotogrammetrie geht zwar auf Leonardo Da Vinci (1452–1519) zurück, erstmals eingesetzt wurde das Verfahren aber 1840 vom französischen Physiker François Arago (1786–1853) mit Daguerreotypien. Der französische Wissenschaftler Aimé Laussedat (1819-1907) war 1849 der erste, der Fotografien zur Erstellung topografischer Karten verwendete – was ihm den Titel des ‹Vaters der Fotogrammetrie› einbrachte – und später mit Drachen und Luftballons experimentierte, um Luftbilder aufzunehmen und diese zu Karten zusammenzufügen. Bei der Luftbildfotogrammetrie werden mithilfe von Bildern, die von Flugzeugen aus gemacht werden, detaillierte Karten eines Gebietes erstellt. Die Erfindung des Motorflugzeugs im Jahr 1903 durch die Brüder Wilbur Wright (1867–1912) und Orville Wright (1871–1948) führte zur Verwendung von Kameras, die auf Flugzeuge befestigt und nach unten gerichtet waren, und damit zur Entstehung der Luftbildfotogrammetrie. Gegenwärtig wird die Technologie oft so genutzt, dass aus einem Flugzeug oder von einer Drohne entlang der Flugbahn viele sich überlappende Aufnahmen des Bodens gemacht werden, aus denen der Computer später 2D- und 3D-Karten generiert.
Fotogrammetrische Techniken werden auch am Boden eingesetzt, erdgebunden und im Nahbereich. Anstatt von Landkarten können mit diesen Verfahren der Fotogrammetrie 3D-Modelle von Gebäuden, Objekten und Personen hergestellt werden. Es braucht dafür lediglich eine gewöhnliche Kamera oder ein Smartphone. Von dem Objekt von Interesse wird dabei eine Vielzahl von Bildern aus verschiedenen Winkeln aufgenommen, um möglichst viele fotografische Informationen zu erhalten. Die Bilder werden dann von einer Software verarbeitet, die die Fotos zu einem digitalen 3D-Modell zusammenfügt.

Claire Hentschker

Claire Hentschker, Merch Mulch, Video-Still, 2017

Die terrestrische Fotogrammetrie und die Nahbereichsfotogrammetrie kommen auf verschiedenen Gebieten zum Einsatz: Polizeiliche Ermittlungsbeamte können die Fotogrammetrie zum Nachbilden eines Tatorts verwenden, Architekt_innen zum besseren Verständnis von Baustellen und bestehenden Strukturen und Gebäuden, Künstler_innen und Kurator_innen zur Anfertigung digitaler Kopien bedeutender Kunstwerke für deren Konservierung und Computerspiel-Entwickler_innen können das Verfahren nutzen, um in Computerspielen Charaktere und Elemente nachzubilden.